Fiassar Trachtlar
im Wandel

Vor 50 Jahren gab es in Bayern eine Fernseh- und Rundfunkanstalt, Telefone waren fest installiert in Wohnungen oder Telefonzellen, Computer noch fast inexistent. Eine Fahrt „auf Marktoberdorf“ glich einer Weltreise und das Füssen träumte im Dornröschenschlaf von besseren Zeiten. Die Erfindung des Internets brachten der Welt einen massiven Wandel und die zwischenmenschliche Kommunikation revolutioniert. Die einst klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben verschwamm zunehmend. Ein Übermaß an Freizeit-Angeboten, Unterhaltungsprogrammen, eine neue, ungeahnte Mobilität und schlussendlich die Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022 führten dazu, dass Vereine zunehmend mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben. Unterstützt wird diese Enwicklung auch dadurch, dass einstmalige patriarchalisch-hierarchisch geführte Vereinsstrukturen den selbstbewussten Mitgliedern der Gegenwart nicht mehr vermittelbar sind.

Dieser gesellschaftliche Umbruch machte auch vor unserem Verein nicht halt: ein, zum Ende des 20. Jahrhunderts prall mit regelmäßigen Jugend- und Aktiven-Proben und bis zu 40 jährlichen Auftritte bei Heimatabenden und Festen reduzierte sich im Laufe der Jahre erheblich. Der Wille, sich freiwillig in einem Ehrenamt für einen Verein zu engagieren existiert nach wie vor. Waren es aber früher viele, die mitmachten, so sind es heute wenige, die viel tun. Auch unser einst reges Vereinsleben erfuhr in den letzten 20 Jahren einen starken Rückgang, verursacht durch das Wegbrechen einstiger Urgesteine der Vereinsfamilie, durch rückwärtsgewandte Strukturen und fehlende Motivation.

Seit 2012 erfolgte ein Umdenken in der Vorstandschaft unseres Vereins. Weit mehr als eintausend Menschen haben die Neuschwanstoaner in bald sechs Generationen geprägt sowie Brauchtum und Bräuche gepflegt und weitergegeben. Diese Tradition galt es zu bewahren, aber auch zu überdenken. Arbeiten, Ämter, Aufgaben und Termine wurden und werden daher von Ausschuss- und Vorstandsmitgliedern hinterfragt. Wie macht man Menschen das Vereinsleben schmackhaft? Wie kann man Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern weiter für unsere gemeinsame Trachtensache begeistern? Wie kann sich ein Verein, der Brauchtum und Heimat nach den Vorgaben „der Alten“ pflegt, attraktiv im Heute positionieren? Wie können Werte von einst in der Gegenwart vermittelt und in die Zukunft weiter gegeben werden?

Neu gestärkt aus diesem Umbruch schaut unser Verein heute höchst motiviert in die Zukunft. Regelmäßig werden unsere Ziele angepasst und mit neuen, zukunftsweisenden Ideen ergänzt – selbst wenn dies für einen Traditionsverein ab und zu unbequem ist. Unsere Beteiligung am Jugendprojekt „MundART WERTvoll“ der Stiftung Wertebündnis Bayern erhielt 2016 Auszeichnungen der Bayerischen Staatsregierung und der Universität Augsburg. 2017 durften wir das 3-tägige 90. Gaufest des Oberen Lechgau-Verbands erfolgreich organisieren. Mit 7.500 Trachtlern aus dem gesamten Allgäu und dem In- und Ausland feierten wir ein unvergessliches Heimatfest in Füssen. Unsere Volks-Dänzla mit angesagten Kapellen aus Oberbayern, Schwaben und Württemberg sind weit über die Grenzen Füssens hinaus bekannt. Und mit der Etablierung des Historischen Fiassar Bürgergwands im Füssener Stadtbild zeigen wir unsere enge Verbundenheit zu unserer schönen Lechstadt.

Wünschen wir den Menschen, die die Geschicke unseres Vereins in die Zukunft führen weiterhin eine ruhige und besonnene Hand in zunehmend unruhigeren Zeiten – mit Gott

Füssen, 24. Februar 2024

Die Hauptvorstandschaft

Richard Hartmann – 1. Sprecher und 1. Schriftührer I Viviane Mößmer – Stvd. Sprecherin und Organisatorin

Johann Hief – 1. Kassier I Nicole Kirchner – 1. Jugendleiterin I Bastian Kirchner – 1 Vorplattler

Vereinschronik und Bildergalerie

1900 bis 1999

2000 bis heute

Gruppenbild vor dem Gaufest 2017 in Füssen